Ich absolvierte ein Praktikum in der Personalabteilung der Gerhard Rösch GmbH und habe einen tollen Einblick in die Personalarbeit bekommen. Zuvor habe ich meine Bachelorthesis fertiggestellt und freue mich einen Einblick in diese geben zu dürfen. Das Thema ist sehr aktuell und interessant.
Ständige Erreichbarkeit – Auswirkungen und Lösungsansätze
In diesem Beitrag möchte ich gerne in Kürze die Erkenntnis aus meiner Bachelorarbeit vorstellen. Zum Abschluss meines Wirtschaftspsychologiestudiums habe ich mich mit dem Thema der ständigen Erreichbarkeit befasst. Dieses Thema wird in den Medien immer wieder aufgegriffen und es entsteht der Eindruck, dass es einen dringenden Handlungsbedarf im Umgang mit ständiger Erreichbarkeit gibt. Wie sieht dies in der Arbeitswirklichkeit aus?
Ich untersuchte die Fragen, wie verbreitet ständige Erreichbarkeit ist, welche positiven und negativen Auswirkungen sie mit sich bringt und wie seitens der Arbeitnehmer und Arbeitgeber mit ständiger Erreichbarkeit umgegangen werden kann.
Die Untersuchung hat gezeigt, dass die Erreichbarkeit für Arbeitsbelange außerhalb der regulären Arbeitszeit einen Großteil der Beschäftigten betrifft. Es wurde jedoch deutlich, dass eine Erreichbarkeit rund um die Uhr die Ausnahme darstellt und der Großteil nur zu gewissen Zeiten in der Freizeit erreichbar ist, z. B. nach Feierabend, aber nicht am Wochenende und im Urlaub. Doch werden die Beschäftigten tatsächlich beruflich kontaktiert oder selbst aktiv, indem sie Arbeitsaufgaben erledigen, so dass es eine zusätzliche Beanspruchung darstellt? Es stellte sich heraus, dass der tatsächliche Kontakt durch Anrufe von Kollegen oder Kunden und der Arbeitseinsatz, z. B. die Bearbeitung von E-Mails, geringer ausfallen als die Verfügbarkeit der Beschäftigten an sich.
Hinsichtlich der Auswirkungen sind Vorteile zu erkennen, wie die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und ein schnellerer Informationszugang. Die Entgrenzung des Arbeits- und Privatlebens kann ebenfalls zu Nachteilen führen, wie unterbrochene und gekürzte Erholungsphasen, physische und psychische Beschwerden und Konflikte mit Freunden und Familie. Zusammengefasst überwiegen die negativen die positiven Auswirkungen.
Um möglichen negativen Auswirkungen vorbeugend zu begegnen, wurden im Rahmen von Empfehlungen für Arbeitnehmer u. a. die Eigenverantwortung und die Sicherstellung von Ausgleichsmöglichkeiten betont. Bei den Unternehmen wurden die Sensibilisierung für das Thema in der Unternehmenskultur und die Realisierung durch Leitlinien, Maßnahmen und die Kommunikation im Unternehmen hervorgehoben.
Teil meiner Arbeit war die Untersuchung der ständigen Erreichbarkeit in der Schifffahrtsbranche. Bei Interviews mit Beschäftigten stellte sich heraus, dass sie die Notwendigkeit ihrer ständigen Erreichbarkeit erkennen, sich aber grundsätzlich mehr Wertschätzung vom Vorgesetzten für ihren Arbeitseinsatz in der Freizeit wünschen. Gezeigte Wertschätzung und Unterstützung kann die Mitarbeiter motivieren und dazu führen, dass mit der ständigen Erreichbarkeit positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden, die Arbeitsgestaltung und die Arbeitseinstellung einhergehen. Darunter fallen beispielsweise eine höhere Identifikation mit der Arbeit und eine höhere Arbeitszufriedenheit.
Abschließend lässt sich festhalten, dass Arbeitnehmer, die von einer stark ausgeprägten Erreichbarkeit betroffen sind, Unterstützung vom Arbeitgeber bedürfen, um den möglichen negativen Auswirkungen der erweiterten Erreichbarkeit entgegenzuwirken.
Imke Basse